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European and international institutions

Westerwelle will, dass in der EU mehr Deutsch gesprochen wird

Quelle : Der Westen, das Portal der WAZ Mediengruppe, 23. März 2010

Brüssel. Außenminister Guido Westerwelle will Deutsch zur Arbeitssprache im neuen diplomatischen Dienst der EU machen. Was wie ein Reflex auf die Kritik an den Englisch-Kenntnissen des FDP-Politikers wirkt, soll tatsächlich den deutschen Einfluss in der EU vergrößern.

Viel Spott hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) schon wegen seiner angeblich mangelnden Englischkenntnisse über sich ergehen lassen müssen. Da passt es scheinbar ins Bild, wenn der FDP-Chef jetzt den Siegeszug des Englischen in der Europäischen Union stoppen will. Doch hinter Westerwelles Initiative, Deutsch als Arbeitssprache im neuen diplomatischen Dienst der EU zu verankern, stehen auch ganz ernsthafte Personalinteressen der Bundesregierung.

 

Mehr als 1,7 Millionen Internetnutzer haben inzwischen das Video angeklickt, auf dem Westerwelle Sätze wie „The Aufschwung is da“ sagt. Legendär ist auch seine Antwort auf die Frage eines Reporters der britischen BBC, der nach dem Wahlsieg Auskunft über seine Ambitionen als Außenminister verlangte. „Wir können uns gerne mal außerhalb einer Pressekonferenz zum Tee treffen und dann sprechen wir nur Englisch“, sagte der FDP-Chef damals. „Aber es ist Deutschland hier.“

Webseite auf Deutsch

Jetzt will Westerwelle die EU für die Sprache Goethes und Schillers gewinnen. „Wir möchten nicht, dass Deutsch als Sprache in Europa verloren geht“, sagte er am Montagabend am Rande des Außenministertreffens in Brüssel. Erstmals äußerte sich der Außenminister öffentlich zu seinem Vorstoß für die „angemessene Berücksichtigung der deutschen Sprache im Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD)“.

 

  EU-Außenministerin Ashton: Deutsch gelernt, wieder vergessen.

An die EU-Außenministerin Catherine Ashton, Chefin des neuen Dienstes mit bis zu 8000 Beamten, schrieb Westerwelle einen Brief. „The Baroness Ashton of Upholland“, wie der Minister die adelige Britin in dem Schreiben korrekt nennt, möge dafür sorgen, dass der EAD Bürgeranfragen in der jeweiligen Landessprache beantworte. Auch die Webseite des Dienstes solle in einer deutschen Version vorliegen.

„Die am meisten gespochene Muttersprache in Europa“

Im Umfeld der EU-Außenministerin stößt der Vorstoß Westerwelles auf wenig Gegenliebe. „Wenn wir mit einer Sprachen-Diskussion anfangen, kommen auch noch die Spanier und Italiener“, seufzt einer von Ashtons Mitarbeitern. Fremdsprachen sind ohnehin nicht die Stärke der Britin. Vor ihrem Amtsantritt gestand Ashton, sie habe zwar früher Deutsch gelernt, aber „alles vergessen“.

„Deutsch ist die am meisten gesprochene Muttersprache in Europa, und es gibt gar keinen Grund, die deutsche Sprache zu vernachlässigen“, mahnt Westerwelle dagegen mit Blick auf die knapp 100 Millionen Muttersprachler. Dabei ist Deutsch neben Englisch und Französisch schon jetzt eine von drei Arbeitssprachen in der EU. In der Praxis setze sich Englisch seit der EU-Osterweiterung 2004 aber immer mehr durch, klagen nicht nur deutsche, sondern auch französische Diplomaten.

Applaus aus Österreich

Hinter der Sprach-Initiative verbirgt sich ein Ringen um Einfluss. Schon seit Wochen feilschen die Mitgliedstaaten um die Spitzenposten in dem neuen diplomatischen Dienst. Frankreich und Italien haben bereits Landsleute ins Gespräch gebracht. In eine ähnliche Richtung zielt Westerwelle, wenn er fordert, von den EU-Diplomaten müsse „die Beherrschung mehrerer Fremdsprachen, insbesondere auch der deutschen Sprache“ gefordert werden. Applaus erhält der Außenminister nicht nur aus Österreich, sondern auch vom Deutschen Bundestag.

So mancher Europa-Politiker schüttelt dagegen den Kopf über die „Man-spricht-Deutsch“-Kampagne. Die Grüne EU-Abgeordnete Franziska Brantner etwa hätte sich von Westerwelle eine Initiative für eine schlagkräftigere Krisen-Intervention oder die Förderung der Menschenrechte durch den neuen Auswärtigen Dienst gewünscht. „Ich finde es traurig, wenn aus Deutschland immer nur kommt: Wir wollen, dass mehr Deutsch gesprochen wird“, sagt Brantner. (afp)