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Políticas y derechos lingüísticos

Depuis dix ans, Walter Kramer combat pour la préservation de la langue allemande

L'article de la Berliner Morgenpost est l'interview du fondateur de la VDS, à l'occasion du 10ème anniversaire de l'institution : Walter Krämer expose, de façon claire et sur un ton très sympathique, les causes de l'anglicisation" de la langue allemande, les raisons du combat de l'association contre les anglicismes, les projets futurs et les succès déjà enregistrés.

Sprecht deutsch!

aus: Berliner Morgenpost vom 09.01.08

Wider die Anglizismen: Seit zehn Jahren kämpft Walter Krämer für den Erhalt der deutschen Sprache

Der Verein Deutsche Sprache (VDS) erreicht bald Parteigröße. Mittlerweile zählt er mehr als 30 000 Mitglieder bundesweit, aus allen Berufsgruppen. Die Zahl wächst stetig. Im November 1997 hat der Dortmunder Professor Walter Krämer den Verein gegründet, um den Sinn für die Muttersprache zu wecken und der kulturellen Selbstvergessenheit entgegenzuwirken. Mit Krämer sprach Simone Meyer.

Berliner Morgenpost: Herr Krämer, wenn ich Sie frage, ob der VDS zu seinem 10. Geburtstag spezielle Events plant, um der boomenden Denglifizierung entgegenzuwirken, haben Sie dann überhaupt noch Lust, das Gespräch fortzuführen?

Walter Krämer: Zunächst mal haben wir keinen Schaum vorm Mund. Wir lassen alle nach ihrer Fasson selig werden. Jeder soll sich in der Öffentlichkeit lächerlich machen dürfen durch sein Gerede. Wenn aber der Staat mit den Bürgern redet oder Firmen ihre Kunden anreden, dann sollen sie das in der Sprache tun, die ihr Gegenüber versteht. Dafür setzt sich unser Verein ein.

Manche englischen Ausdrücke sind aber weit verbreitet und schwer zu übersetzen; T-Shirt oder E-Mail.

Eins vorab: Wir sind keine Extremisten, keine Puristen. Von den insgesamt 6000 Anglizismen, die es in der deutschen Sprache gibt, sind sicher 50 bis 100 eine Bereicherung, vor allem im Sport: Bei Foul oder fair müsste ich lange überlegen, um Ersatz zu finden. Aber die restlichen 5900 Anglizismen sind so nötig wie ein Kropf.

Mopo: Hat Sie diese Erkenntnis dazu bewogen, den Verein zu gründen?

Krä: Das war ein wachsender Überdruss mit einer unerträglichen Vermanschung des Deutschen mit dem Englischen. Und parallel dazu ein Herumtrampeln unserer Landsleute auf ihrer schönen Sprache, eine verächtliche Behandlung unseres Kulturguts, die mich zornig macht.

Mopo: Woran liegt das: verlieren die Deutschen das Vertrauen in ihre Muttersprache oder wollen sie nur modern sein?

Krä: Einmal will man natürlich an der Spitze des Fortschritts stehen, und dann kriegt man durch die Werbung eingeredet, dass letzterer in den USA stattfindet. Wenn man zurückblickt, gab es in den letzten 50 Jahren etwa 2000 Hollywoodfilme, und in jedem waren die Deutschen - wenn sie denn vorkamen - Idioten, Bösewichter, Perverse. Das ist eine flächendeckende Gehirnwäsche, die viele Deutsche über sich haben ergehen lassen. Seit dem Zweiten Weltkrieg betrachten viele daher alles, was das Beiwort Deutsch mit sich führt, als etwas Minderwertiges.

Mittlerweile füllt der VDS ganze Säle mit seinen Vorträgen. Gruppen wie Juli und Silbermond begründen eine neue Neue Deutsche Welle. Sogar Werbeagenturen besinnen sich zunehmend auf heimische Vokabeln. Erwacht da eine neue Begeisterung für klares Deutsch?

Die Werbeleute wollen natürlich Geld verdienen. Bisher glaubten Sie, das gelinge, wenn sie möglichst viele Dinge auf Englisch benennen. Jetzt haben sie entdeckt: Das geht nach hinten los - nachdem die englische Sprache auch im Kielwasser des Ansehensverlusts der USA einen großen Prestigeverlust hinnehmen musste. Wo selbst die schmierigste Frittenbude heute schon City Grill heißt, ist Werben auf Englisch ein Zeichen von Zweitklassigkeit.

Mopo: Abgesehen von der Tradition - erzeugen eingewanderte Anglizismen auch wirtschaftlichen Schaden?

Krä: Deutsche Produkte gelten weltweit als qualitätsmäßig hochstehend. Das könnte man verstärken, indem man auch auf Deutsch dafür wirbt. Doch leider haben unsere Hersteller Angst vor dem schlechten Ruf des Deutschen. Warum hat denn Daimler Chrysler sein Prallkissen Airbag genannt? Jetzt denkt jeder, das wäre in Detroit erfunden worden. Dadurch haben wir einen Riesenmarketingvorteil verspielt.

Mopo: Ihr Verein will in Berlin ein Haus der Deutschen Sprache eröffnen. Wann ist es soweit?

Krä: Im Internet gibt es das schon. Für das Haus aus Steinen sammeln wir noch Spenden. Es soll ein Treffpunkt werden für alle, die die deutsche Sprache ins Herz geschlossen haben. Es soll dort eine Bibliothek geben, aber auch eine Sprachberatungsstelle, die jeder nutzen kann, der ein deutsches Wort für einen frisch eingewanderten Anglizismus sucht.

Mopo: Mit der Aktion "Lebendiges Deutsch" sucht der VDS jeden Monat Ersatzvorschläge für Anglizismen. Zuletzt hat die Jury "meuten" statt "mobben" empfohlen. Klingt das nicht ein bisschen bieder?

Krä: Natürlich werden die Leute erst mal blöd gucken, wenn sie das hören. Alles Neue ist anfangs fremd, man muss eben konsequent dabei bleiben. Früher musste man sich auch daran gewöhnen, das Aeroplan als Flugzeug zu bezeichnen.

Mopo: Was hat Ihr Verein in den vergangenen zehn Jahren erreicht?

Krä: Eine Reihe von kleineren Erfolgen. Da gab es etwa die Telekom, die uns mit "city calls" nervte. Deswegen haben einige Aktivisten ihre Rechnungen nicht bezahlt. Sie sagten: Wenn die nicht auf Deutsch geschrieben sind, sind sie auch nicht gültig. Daraufhin hat die Telekom wieder die Ortsgespräche eingeführt. Als Erfolg sehe ich es auch an, dass sich viele Politiker jetzt für sprachlichen Verbraucherschutz einsetzen - dafür, dass etwa Bedienungsanleitungen für jeden verständlich geschrieben sind.

Mopo: Was bereitet dem VDS im Moment die größten Sorgen?

Krä: Die Wissenschaftler in den Unis, die nichts Besseres zu tun haben, als unsere Studienlandschaft zu amerikanisieren und unser anerkanntes Diplomsystem umzubenennen. Damit berauben wir uns eines riesigen Wettbewerbsvorteils. Außerdem sehe ich die Gefahr, dass unsere Sprache zum Feierabend-Dialekt verkommt.

Mopo: Was wünschen Sie Ihrem Verein zum zehnten Geburtstag?

Krä: Die Selbstauflösung wegen Wegfalls der Existenzberechtigung. Wenn die Bundesbürger so stolz auf ihre Sprache wären wie etwa die Franzosen, dann bräuchten wir diesen Verein nicht mehr. Ich wünsche mir, dass die Menschen, wenn ihnen dieses Denglischgerede auf die Nerven geht, auch wirklich aufhören, selbst so zu sprechen.

Verein Deutsche Sprache

Der Verein

wurde am 12. November 1997 gegründet und zählt rund 30 000 Mitglieder in über 100 Länder, davon fast die Hälfte in Deutschland. Vorsitzender des Vereins, der seinen Sitz in Dortmund hat, ist der Wirtschaftswissenschaftler Walter Krämer.

Aufgaben

Der VDS geht vor allem gegen die Zunahme des "Denglisch" vor, lehnt aber die Übernahme von Fremdwörtern nicht gänzlich ab. Im Streit um die Rechtschreibreform verhielt sich der Verein neutral.

Aus der Berliner Morgenpost vom 9. Januar 2008